PILGRIM

Jahrelang war Pilgrim als Soldat der britischen Armee in internationalen Krisengebieten im Einsatz. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst lässt er sich in Deutschland nieder und will ein neues Leben beginnen. In Paderborn nimmt der traumatisierte, von Depressionen gequälte Ex-Soldat einen Job als Ladendetektiv an. Als er eines Tages eine junge Diebin verfolgt, kommt er einer organisierten Bande auf die Spur: Deutsche Kriminelle, die Flüchtlingsfamilien zu Wohnungen verhelfen, sie im Gegenzug aber zwingen, auf Diebestour zu gehen. Bald kommt Pilgrim an einen Punkt, wo er sich entscheiden muss, ob er diesem Treiben tatenlos zusehen will.

Produktionsdaten

Länge: 124 Min.
Genre: Drama
Originalsprache: Deutsch & Englisch
Kamera, Regie & Schnitt: Julian Jakobsmeyer
Idee & Script: Pilgrim Antony Patton & Julian Jakobsmeyer
Produktion: Jakobsmeyer Visual Media
VÖ: 10. November 2018 Kino / Dezember 2018 DVD

Darsteller

Pilgrim Antony Patton, Satajsch Bahrami, David Taylor, Nasrullah Bahrami, Leyla Bahrami, Martin Bretschneider, Kai-Peter Malina, Cemil Özdemir, Richard Nitzsche, Mike Langhans, Naomi Jackson, Mohammad Mahdi Mohammadi, Patric Hahn, Michael Hartfiel, Andy Hyla, Rüdiger Gleisberg, Beate Leclercq, Kirsten Potthoff, Markus Stecker, Stefan Jacobs, Verena Henning, Harald Möhring, Angelique Zacharias, Jens Malina, Atdhe Ramadani, Sven Malina, Christian Günes, Paulina Wichert

In Gedenken an unseren Freund Pilgrim Antony Patton

* 12. März 1974 in Plymouth
† 7. März 2022 in Paderborn

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RADIO HOCHSTIFT BERICHT – PREMIERE „PILGRIM“

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AFGHANISTAN IN PADERBORN

von Dipl.Psych. Ulrich Kerzbeck, niedergelassener Psychotherapeut und Traumatherapeut

Der Film beginnt mit Fakten. In einer Einblendung wird darüber informiert, dass der Hauptdarsteller 21 Jahre lang für die britische Armee in verschiedenen Auslandseinsätzen tätig gewesen und seelisch traumatisiert aus diesen zurückgekehrt ist. Zudem, dass die Familie, um die es im Film geht, aus dem Iran fliehen musste um dann in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Das sind die Fakten, der Rest ist Fiktion. In einem Interview für BFBS legte Pilgrim Patton viel Wert darauf zu betonen, dass die Darstellung der Symptome und Probleme des traumatisierten Soldaten so ehrlich und authentisch wie möglich dargestellt wurden. Der Rest der Geschichte sei jedoch erfunden und beinhalte keine eigenen Erlebnisse. Als niedergelassener Psychotherapeut mit einem Schwerpunkt in der Behandlung von Traumaopfern, besonders von im Einsatz geschädigten Soldaten, war ich gespannt darauf wie die traumabedingten Probleme filmisch umgesetzt worden sind. Sowohl der Hauptdarsteller als auch die Familie spielen sich selbst, allerdings in einer erfundenen Geschichte. Diese Verquickung von Fakten und Fiktion erzeugt eine ganz besondere, eigene Atmosphäre mit oft wirklich sehr berührenden, emotionalen Momenten. Das Spiel der Laiendarsteller, mit denen die wichtigen Hauptrollen besetzt worden sind, wirkt daher sehr authentisch, ungekünstelt und auf eine einfache, schlichte Art sehr menschlich. Tatsächlich ist kaum zu merken, das es sich um Laiendarsteller handelt.
Da Pilgrim Patton auf seine eigene, traumbedingte Symptomatik in der Darstellung zurückgreifen konnte, kommen die Sequenzen, in denen der Protagonist von seinen traumatischen Erinnerungen eingeholt wird, sehr echt rüber. Alle dargestellten Symptome decken sich mit dem was auch andere traumatisierte Soldaten berichten: Die Albträume, die immer verbunden sind mit extrem starkem Stresserleben. Es fühlt sich so an, als würde man das traumatische Ereignis im Moment des Erinnerns oder im Traum noch einmal erleben. Das erzeugt oft eine Panikreaktion; die Betroffenen sind zeitweise desorientiert, weil sie glauben sie sind wieder im Krieg. Um den Stress zu betäuben, um abends einschlafen zu können und tagsüber funktionieren zu können wird Alkohol getrunken oder Drogen genommen oder sich anderweitig betäubt.
Traumatisierte Soldaten berichten oft davon emotional wie abgestumpft zu sein. Es gibt nur noch wenig, was einen berührt, kaum noch etwas ist wichtig, vieles wird einem gleichgültig. Das führt oft zu Konflikten mit Angehörigen und Freunden. Aufgestaute Wut auf sich, die Welt, die Armee, das eigene Schicksal in Verbindung mit einer inneren Gleichgültigkeit für Leib und Leben führt dann manchmal zu aggressiven Ausbrüchen ohne Gedanken an die Konsequenzen. Traumatisierte Soldaten fühlen sich oft einsam und ausgeschlossen, weil sie einerseits ihre Angehörigen und Freunde nicht mit ihrem Kram belasten wollen und weil sie glauben, es würde sie ohnehin niemand verstehen oder sich für ihre Probleme interessieren.

Die einzigen, die das tun könnten sind die Kameraden, die Schicksalsgemeinschaft von Soldaten, die dasselbe durchlebt haben. Daher möchten einige traumatisierte Soldaten immer wieder in einen Einsatz gehen, statt zu Hause zu bleiben, weil sie sich im Kreise ihrer Kameraden zugehörig und angenommen fühlen können, selbst wenn es bedeutet, sein Leben zu riskieren. Sein Leben für das Leben anderer einzusetzten verleiht daher dem Leben einiger Betroffener mehr Sinn als zum Beispiel zu Hause die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen. Dies alles wird sehr nah an der Wirklichkeit dargestellt. Aber das ist nicht alles. Trotz der Dramatik und dem Leid ist „Pilgrim“ ein optimistischer Film mit klarer Botschaft: Gegeneinander kämpfen führt zu noch mehr Gewalt, Depression und Eisamkeit, sich gegenseitig unterstützen führt zu innerem Frieden, Sinn im Leben und Geborgenheit. Menschen können sich entscheiden etwas in ihrem Leben zu ändern. Veränderung ist möglich. Menschen können sich zu jedem Moment neu entscheiden etwas anderes zu tun als vorher. Letzteres macht diesen Film für mich als Traumatherapeut persönlich so wertvoll und sehenswert. Und es spricht für die Qualität der Inszenierung, das diese Botschaft nicht vom Hauptdarsteller vermittelt wird. Einer der Handlanger des bösen Gegenspielers von Pilgrim, derjenige, der im Film als Mitläufer, etwas dümmlich und unsicher dargestellt wird, zeigt im richtigen Moment moralische Stärke und Mut. Ausgerechnet er tut das Richtige zur richtigen Zeit. Und wenn so jemand dazu in der Lage ist, dann können wir, die Zuschauerinnen und Zuschauer das auch.

Ich habe diesen Artikel aus freien Stücken in eigener Verantwortung geschrieben. Niemand hat mich beauftragt dies zu tun. Für den Inhalt bin nur ich verantwortlich. Ich wünsche mir, das diesen Film möglichst viele Menschen sehen können. Und wenn mein Artikel einen Beitrag dazu leisten kann, würde mich das sehr freuen.

Autor:
Dipl.-Psych. U. Kerzbeck
Institut für Traumatherapie Detmold
Allee 7
32756 Detmold
kerzbeck@web.de